In 7 einfachen Schritten den Autoreifen wechseln
Jedes Jahr sollten die Reifen zwei Mal gewechselt werden und die dazugehörige vereinfachte – weil gut zu merkende – O-Regel lautet: Von O bis O Winterreifen, d.h. von Oktober bis Ostern solltest Du mit Winterreifen unterwegs sein. Die restliche Zeit bleibt für die Sommerreifen.
Etwas genauer und alternativ kannst Du Dir die “Sieben” merken. Die sogenannte “Sieben-Grad-Regel” ist ein wenig sicherer als die O-Regel, da sie sich an der Außentemperatur orientiert. Liegt diese konstant unter sieben Grad Celsius, ist es Zeit für die Montage der Winterreifen. Umgekehrt kannst Du auf die Sommerbereifung wechseln, wenn die Temperatur dauerhaft über sieben Grad Celsius liegt. Orientieren solltest Du Dich dabei an den Temperaturen, die in der Nacht vorherrschen, denn man kann i.d.R. sicher nicht ausschließen, dass Du auch nächtliche Autofahrten unternehmen wirst.
Welches Werkzeug brauche ich?

- Wagenheber
- Kreuzschlüssel (anderer Name: Radkreuz)
- 2x Unterlegkeile (optional, dringend empfohlen): Alternative wären Holzklötze; damit das Auto nicht wegrollt
- Kreide (optional, empfohlen): Zum markieren der Reifen VL (vorne links), VR, HL, HR. Oder ein Markierungsset, was auf das Ventil geschraubt wird (Ihr wechselt die Ventilkappen beim wechseln: Die schönen bleiben am Auto, die mit der Beschriftung bei den einzulagernden Reifen)
- Drehmomentschlüssel (optional, bis min. 140 NM = Newton Meter): Inkl. einer Verlängerung für die Nuss (i.d.R. eine 17er Nuss)
- Handschuhe (optional): Besser lässt es sich mit Handschuhen arbeiten
- Bürste (optional): zur Reinigung der Schrauben, insbesondere des Gewindes
- Adapter für Felgenschloss (optional): Findest Du im Auto beim Bordwerkzeug
Vorbereitung
Eine Gute Vorbereitung ist wie immer das A und O einer erfolgreichen Arbeit.
Übersicht Vorbereitung
- Auto auf einer Ebenen Fläche parken
- Vorderreifen gerade ausgerichtet
- Handbremse anziehen
- Ersten Gang einlegen oder bei Automatik in “P” Stellung bringen
- Werkzeug vorbereiten inkl. Info über richtigen Drehmoment für das Festschrauben der Radmuttern heraussuchen (sofern Du mit DM-Schlüssel arbeitest)
- Zu wechselnde Reifen verteilen
- Unterlegkeile platzieren (Tipp: HR hinten rechts, wenn Du VL vorne links mit dem Wechseln beginnen willst)
Reifenwechsel Reihenfolge
Mit welchem Reifen Du beginnst ist grundsätzlich egal. Ich fange immer
- VL – vorne links an und sichere den Reifen hinten rechts. Dann
- HL – hinten links, dann
- VR – vorne rechts und am Ende
- HR – hinten rechts – so muss ich die Unterlegkeile nur einmal wechseln.
Ich möchte Dir aber die “Grundregel der Wechselreihenfolge“, nämlich die Reifen Achsweise zu wechseln, nicht vorenthalten (also erst beide Reifen vorne, dann hinten oder umgekehrt). Wie Du es nun machst, ist Dir überlassen.
Noch ein Tipp, den keiner hören will
Reinige Deine Reifen, bevor Du sie wechselst und einlagerst! Zum einen lässt es sich sauberer arbeiten, zum anderen werdet Ihr euch freuen, wenn Ihr die Reifen nach der Saison sauber aufzieht. Mein Tipp: Mit SONAX XTREME Felgenreiniger PLUS ist das im Handumdrehen erledigt.
Anleitung Reifenwechsel in 7 Schritten
Die 7-Punkte-Schritt-für-Schritt Anleitung zum einfachen Reifenwechseln – nun kommt es endlich zum Show-down: Du wechselst die Reifen (selbst :-)). Das Ganze können auch Anfänger. Für einen geübten Schrauber dauert das Ganze ca. 20-25 Minuten, für jemanden mit etwas weniger Erfahrung eher 35-40 Minuten. Aber nun viel Spaß und Erfolg!
Kurzübersicht für ganz Eilige
- Auto auf ebene Fläche stellen, Handbremse, 1. Gang/P bei Automatik
- Radmuttern leicht lösen
- Auto anheben, bis Reifen keinen Bodenkontakt hat und
- “alten” Reifen abschrauben und beschriften
- “neuen” Reifen handfest anschrauben
- Auto herablassen, Schrauben festziehen und nochmal kontrollieren
- Reifen nach Vorgabe aufpumpen, nach ca. 100 KM nochmal Schrauben kontrollieren. Fertig.
Aber…hier kann eine Menge schief gehen. Daher nun die etwas längere und ausführlichere Anleitung:
1. Auto auf eine ebene Fläche stellen
Ersten Gang einlegen und die Handbremse anziehen. Bei Fahrzeugen mit Automatik diese einfach auf “P” stellen und die Handbremse anziehen.
2. Radmuttern leicht lösen
Radmuttern lösen während der Wagen noch am Boden steht und nur so weit, dass der Wagen nicht herumwackelt (nach LINKS drehen = auf, also gegen den Uhrzeigersinn).
3. Auto anheben bis der Reifen den Boden nicht mehr berührt
Wagenheber an dafür vorgesehene Stelle unter dem Boden ansetzen und Auto anheben bis der Reifen den Boden nicht mehr berührt (etwa handbreit frei = Hand passt unter reifen).
ACHTUNG richtige Wagenheber Platzierung: Es gibt unter dem Auto extra für den Wagenheber vorgesehene Aufnahmen am Unterboden. Diese sind extra verstärkt, so dass Du den Unterboden nicht beschädigst und das Auto einen sicheren Stand hat! Den genauen Ort und Beschreibung findest Du auch im Handbuch.
4. Radmuttern ganz raus drehen, alten Reifen abnehmen und beschriften
HINWEIS Beschriftung: VL, HL, VR, HR und/oder Ventilkappen mit entsprechender Beschriftung tauschen.
HINWEIS Reinigung: Die Schrauben sollten – sofern notwendig – bei dieser Gelegenheit gereinigt werden. Auch Bremsen kontrollieren (Scheiben und Beläge).
5. Neue Reifen auf die Naben stecken, Radmutter handfest anziehen
HINWEIS Montage: Am besten im Schneidersitz mit den Knien die Arme hebelartig unterstützen.
HINWEIS Laufrichtung: Laufrichtung der Reifen beachten, sofern sie welche haben (Erklärung unter FAQ!)
HINWEIS Montage: Die Aufhängung des Vorderreifens dreht sich bei manchen Autos mit…das heißt vorne musst Du die Löcher beim Anheben auf die Nabe genau treffen und/oder so lange probieren, bis Du sie triffst – sonst kannst Du die Radmuttern nicht reinschrauben. Wenn der Reifen einmal vorne auf der Radnabe sitzt, lässt er sich nicht mehr in die richtige Position drehen, ohne dass sich die Nabe mit dreht. Das ist hinten dann einfacher – da kannst Du den Reifen auf die Nabe setzen und drehen.
HINWEIS Schrauben reindrehen und handfest anziehen: Beginne am Besten mit der untersten Schraube (nach RECHTS drehen = fest, also mit dem Uhrzeigersinn).
6. Auto herablassen und Schrauben festziehen
Hinweis Ablassen und Wagenheber: An den etwas professionelleren Wagenhebern gibt es eine kleine Schraube, die Du mit einem Links-Dreher lösen musst, damit sich der Wagenheber senkt. Danach DRINGEND diese Schraube wieder festdrehen (nach rechts), damit der Wagenheber auch wieder nach oben gepumpt werden kann und Dir das Auto nicht beim nächsten Reifen auf die Füße fällt!
HINWEIS Festziehen: Schrauben mit dem vorgegebenen Drehmoment ÜBER KREUZ anziehen. Über Kreuz heißt: Bspw. beginnst Du mit der unteren Schraube, dann wählst Du als nächste Schraube die gegenüber liegende obere Schraube bzw. am weitesten weg liegende usw.
WICHTIG! Kontrolle: Nachdem Du die Schrauben über Kreuz angezogen hast, überprüfst Du sicherheitshalber nochmal im Uhrzeigersinn alle Schrauben und schaust, dass Du auch wirklich alle fest angezogen hast – Du willst ja nicht, dass Dich auf der Autobahn Dein Hinterreifen überholt 🙂
Kein Drehmomentschlüssel zur Hand? Wenn man nur ein Radkreuz oder das Bordwerkzeug zur Hand hat, tut man sich natürlich schwer, die Schrauben mit dem passenden Drehmoment anzuziehen. Als Faustregel gilt: Die Radmuttern kräftig per Hand auch über Kreuz anziehen und es mit der Kraft nicht übertreiben. Das bedeutet, solche Tricks wie das Draufsteigen und Springen auf das Radkreuz unterlassen! Auch hier gilt: Nicht zu fest anziehen. Einmal “knacken” reicht und ist eigentlich schon zu viel.
7. Reifen aufpumpen und Endkontrolle
HINWEIS Reifendruck: Reifen aufpumpen und das Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) zurücksetzen: Nachdem die Reifen montiert wurden müssen die Reifen bspw. an einer Tankstelle aufgepumpt werden. Den richtigen Luftdruck findest Du in der Innenseite der Fahrertür oder auf der Innenseite der Tankklappe. Verfügt Dein Auto über ein RDK-System, muss diese nun zurückgesetzt werden. Wie das geht steht in der Bedienungsanleitung.
HINWEIS Endkontrolle = 2. Überprüfung: Nach rund 50-100 gefahrenen Kilometern nochmal alle Schrauben überprüfen, ggf. nochmal anziehen.
Feddisch!
FAQ & TIPPS
Wo finde ich den richtigen Drehmoment?
Den richtigen Drehmoment zum anziehen der Muttern (also Schrauben für die Reifen) findest Du im Handbuch unter dem Kapitel “Reifenwechsel” oder “Sicherung Radschrauben” o.ä.
Merke: Für Stahlfelgen und Alufelgen gibt es unterschiedliche Drehmomente. Bei Alufelgen ist dieser meist etwas niedriger.
Oder: Du suchst den richtigen Drehmoment im Internet heraus. Gib sowas wie “Drehmoment reifen golf 6” ein und Du erhälst Drehmoment-Tabellen für den Reifenwechsel. Was Du aber wissen musst, ist das Modell und Baujahr Deines Autos.
Das Modell “Golf 6” ist z.B. der Typ 5K, ein BMW 4er Grand Coupe ist z.B. der Typ F36 – diese Infos findest Du im KFZ Schein, Abschnitt D.2 (= Zulassungsbescheinigung Teil 1)
Der richtige Drehmoment bewegt sich i.d.R. zwischen 110 bis 140 Nm.
Wie stelle ich den Drehmomentschlüssel ein?
Das Drehmoment stellst Du über den drehbaren Griff ein. Eine Umdrehung entspricht zehn Newtonmeter. Zur besseren Orientierung ist eine Skala auf der Stange des Drehmomentschlüssels erkennbar.
Ein Beispiel: Du willst 120 Nm einstellen. Dann stelle zuerst die vollen Newtonmeter ein, z.B. 112. Das hast Du getan, indem Du den Drehgriff bis 112 Nm stellst un der Drehgriff auf Null steht. Nun drehst Du den Griff noch um 8 Nm weiter = das ergibt dann 120 Nm.
Unten am Drehgriff gibt es eine Schraube: Löse diese (links drehen), um den Griff drehen zu können. Wenn Du dann die richigen Nm eingestellt hast, drehst Du die Schraube wieder fest (rechts drehen).
Ich habe KEINEN Drehmomentschlüssel – was tun?
Kein Problem!
Wenn man nur ein Radkreuz oder das Bordwerkzeug zur Hand hat, tut man sich natürlich schwer, die Schrauben mit dem passenden Drehmoment anzuziehen.
Als Faustregel gilt: Die Radmuttern kräftig per Hand auch über Kreuz anziehen und es mit der Kraft nicht übertreiben. Das bedeutet, solche Tricks wie das Draufsteigen und Springen auf das Radkreuz unterlassen!
Hier gilt: Nicht zu fest anziehen. Einmal “knacken” reicht und ist eigentlich schon zu viel.
Laufrichtung von Reifen erkennen!
Reifen haben durchaus auch eine Laufrichtung. Ob euer Reifen eine hat, erkennt Ihr wie folgt:
Laufrichtungsgebundene Reifen haben eine Kennzeichnung an der Flanke, der Seitenwand des Reifens. Hier steht das Wort „Rotation“ oder „Direction“, was Drehung bzw. Richtung heißt. Daneben befindet sich ein kleiner Pfeil, der die Vorwärtsrichtung (auch Abrollrichtung) des Reifens kennzeichnet.
Das heißt: Ihr müsst die Reifen “IN LAUFRICHTUNG” anbringen, nicht dagegen.
Reifen ist fest, lässt sich nicht lösen – was tun?
Nachdem Du alle Schrauben gelöst hast, das Auto angehoben und gesichert ist (mit den Klötzen) und nun der Reifen frei über dem Boden schwebt, kannst Du mit Deinem Fuß auf die unterste Stelle des Reifens (nicht Felge) treten, bis der Reifen sich löst (ruhig etwas fester treten 🙂 )
Aber wieso ist das passiert? Häufig, weil vorher der Reifen zu fest angeschraubt wurde. Darüber hinaus – vor allem nach dem Winter – hat sich viel Dreck angesammelt (Korrosion, Salz etc.), was den Reifen quasi “festkleben” lässt.
Wie messe ich die Profiltiefe?
Die Profiltiefe wird in der großen Profilrinnen in der Mitte des Reifenprofils gemessen.
Am einfachsten: Mit einem Profiltiefenmesser analog oder digital.
Alternativ mit einer 1-Euro-Münze: Ragt der goldene Rand der 1-Euro-Münze über das Profil des Autoreifens hinaus oder wird gerade noch bedeckt, wird die empfohlene Mindestprofiltiefe von 4 mm unterschritten.
Was ist die Mindestprofiltiefe?
Dein Reifen sollte eine empfohlene Mindes-Profiltiefe haben, damit er so funktioniert, wie er soll. Alles darunter ist fahrlässig.
Für Sommerreifen: min. 3 mm
Für Winterreifen: min. 4 mm
Alle Reifen haben einen “Indikator” zwischen den Profilen, der 1,6 mm hoch ist. Wenn der erreicht ist, ist endgültig Schluss mit Lustig. Das zu provozieren ist im übrigen nicht empfehlenswert, schließlich geht es hier um Deine und die Sicherheit Deiner Mitfahrer.
Ist mein Reifen zu alt? Alter erkennen!
Reifen werden alt und spröde. Nach einer gewissen Zeit sind sie nicht mehr zu gebrauchen und können auch nicht mehr das tun, wofür Sie mal bestimmt waren.
Daher ist es wichtig, das Alter zu bestimmen und ggf. den Reifen zu erneuern.
So erkennt Ihr das Alter:
Auf dem Reifen findet Ihre eine Nummer ähnlich wie “DOT 3115”. Diese besagt beispielsweise, dass der Pneu in der 31. Woche des Jahres 2015 hergestellt wurde.
Wann ist mein Reifen zu alt?
Sind Reifen älter als sechs Jahre, solltest Du sie dringend wechseln. Einige Experten sind der Meinung, dass qualitativ hochwertige Reifen auch acht bis zehn Jahre lang gefahren werden können, länger aber auf keinen Fall.
Unabhängig vom Alter des Reifens muss er nach Gesetz getauscht werden! Das heißt, wenn die Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter unterschritten wird.
Wo kommen die besseren Reifen hin?
Die besseren Reifen gehören immer auf die Hinterachse, unabhängig davon, ob Ihr Auto Vorder- oder Hinterradantrieb hat. Sonst gerät Ihr Fahrzeug beim Spurwechsel leichter ins Schleudern.
Das heißt also – Ein Beispiel: Ihr habt ein über die Hinterräder angetriebenes Auto (bspw. BMW), was bedeutet, die Hinterräder werden wahrscheinlich über die Zeit mehr abgefahren sein, als die Vorderräder. Dann könnt Ihr euch also bei einem der nächsten Wechsel überlegen, ob Ihr die besser profilierten Vorderräder hinten anbringt (VL tauschen mit HL, VR tauschen mit HR).
Wo ist links und rechts beim Auto?
Das wird immer von der Fahrtrichtung aus gesehen: Setz Dich ins Auto, dann weißt Du automatisch, wo links vorne etc. ist.